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Fassadenbegrünung richtig umsetzen

Vom Pflanzensystem bis zum Brandschutz – darauf kommt es an

Fassadenbegrünung ist weit mehr als ein optisches Extra – in Zeiten von Klimawandel, Hitzesommer und verschärften CO₂-Zielen profitieren Umwelt, Mensch und Bausubstanz gleichermaßen. Damit das Konzept tragfähig bleibt, braucht es vom Fachbetrieb umfassendes handwerkliches Know-how. Die folgenden fünf Handlungsfelder gehören zu jedem erfolgreichen Projekt:

1. Pflanzenauswahl & Biodiversität

Für die Pflanzenauswahl gilt: Standort prüfen! Denn neben Nord- oder Südfassade beeinflussen auch Faktoren wie Höhenlage oder etwas das städtische Mikroklima die Wahl der Pflanzen maßgeblich. Bei begrenztem Licht etwa eignen sich immergrüne oder blühende Arten mit geringer Sonnenanforderung. Wichtig ist auch das Thema Biodiversität. Hier gilt, dass vor allem einheimische Arten die lokale Biodiversität fördern, den Rückschnittaufwand reduzieren und das Image beim Auftraggeber stärken. Einheimisch & ökologisch wertvoll sind beispielsweise Pflanzen wie Clematis vitalba, Lonicera periclymenum, Campsis oder Heuchera.

2. Arten und Systeme

Grundsätzlich unterscheidet man bodengebundenen Kletterpflanzen – sogenannte Selfclimber – von Gerüstkletterpflanzen und die Bepflanzung mittels wandgebundener Systeme, auch als vertikaler Garten bekannt.

Bodengebundene Kletterpflanzen (Selfclimber)

Efeu, Wilder Wein und Co. sind relativ günstig. Sie wachsen direkt aus dem Boden, liefern eine dichte Begrünung, sind jedoch stark holzbildend und benötigen viel Pflege. Sie nutzen teils einfache Rankhilfen, die wenig Aufwand beim Aufbau erfordern. Vorsicht bei WDVS: Oft baurechtlich nicht genehmigungsfähig (§ 60 BauO NRW).

Gerüstkletterpflanzen

Wisteria oder Clematis sind generell pflegeleichter und besser kontrollierbar: Sie benötigen zum Klettern verspannte Drähte oder Seilgerüste, die durch den Abstand zur Wand die Fassade schützen, den Feuchtigkeitshaushalt verbessern und die Wartung optimieren.

Wandgebundene Systeme („Living Walls“)

Pflanzen werden in vorgefertigten Modulen oder auf Trägern direkt an der Fassade befestigt. Die Systeme mit automatischer Bewässerung benötigen keine direkte Verbindung zum Boden, was sie zur flexiblen Lösung für die Wandbegrünung macht, speziell für höhere Gebäude oder enge Bauplätze. Modern, aber teuer und wartungsintensiv.

Achtung: Pflanzentragsystem und Kunststoffelemente erfordern Brandschutzprüfung und Genehmigung!

3. Bewässerung und Frostschutz

Feuchte Pflanzen brennen langsamer – wichtig sind Rankhilfenabstände von 50 bis 200 mm zur Wand, um Überhitzung zu vermeiden. In trockenen Sommern erfordert das ein automatisches Bewässerungssystem und einen klaren Pflegeplan: Zisternen, Tropf- oder Sensorgesteuerte Systeme sorgen dabei für einen natürlichen Wasserkreislauf – effizient, kostensparend. Im Winter wiederum darf Wasser nicht gefrieren. Drainagesysteme müssen daher frostsicher und wartungsfreundlich geplant sein. Moderne Living-Walls nutzen bereits standardmäßig Feuchte- und Frostsensorik, die sich bei unter 4 °C automatisch abschalten – so bleiben Leitungen durchs ganze Jahr funktionsfähig.

>> Wichtig: Da Handwerksbetriebe oftmals auch Pflegeverträge abschließen ist es wichtig, dass bei Automatiksystemen die Zugänglichkeit für Wartung und Kontrolle berücksichtigt wird.

4. Normen und Richtlinien

Richtlinie FLL 2018 (Forschungsgesellschaft LLL) Als Fundament für alle Maßnahmen gilt die „Richtlinie für Planung, Bau und Instandhaltung von Fassadenbegrünungen“: Das Standardwerk definiert Pflanz- und Montagesysteme, Gewichtstabellen, Pflegepläne und Wartungsvorhaben – inklusive Checklisten und Entscheidungshilfen.

Brandschutz – kein Gesetz, sondern individuelle Lösung: Im Gegensatz zur Dachbegrünung (DIN 4102-4) fehlt bei der Fassadenbegrünung eine technische Regel – jedes Projekt erfordert eine professionelle wie individuelle Bewertung. Die Brandschutzbeurteilung erfolgt nach Fachempfehlungen wie BuGG oder AGBF/DFV. Ein paar Tipps zur Orientierung:

BuGG-Fachinformation, Nov. 2023 – Der Bundesverband GebäudeGrün fasst alle relevanten Brandschutzrichtlinien kompakt zusammen: Brandsperren, Sicherheitsabstände, Materialwahl und Pflegekonzepte – basierend auf Fachempfehlungen und Forschung.

Hinweise aus Bundesländern umsetzen – Hamburg: GK 4/5/Sonderbauten nur Kletterhilfen aus nicht-brennbarem Material, Brandsperren, Abstand ≥ 1 m, bestimmte Pflanzen verboten (Nadel-/Ölpflanzen).

Bauordnungsrecht (z. B. NRW) – Für bodengebundene Systeme gilt meist Genehmigungspflicht (§ 60 BauO NRW), nach § 28 begrenzte Brandausbreitung – zulässig ab GK 1–3, bei GK 4/5 nur mit Zusatzmaßnahmen.

Deutscher Feuerwehr Verband (DFV-Fachausschuss) – Betonung von Pflanzenauswahl, Pflegeplänen, Brandriegeln und geschossweisen Abschottungen

5. Wartung und Pflege

  • Regelmäßige Kontrolle von Substrat, Bewässerung & Befestigung
  • Promptes Beheben von Schäden, Schädlinge, Trockenstress etc.
  • Bei Gebäudenutzungswechsel oder technischem Wandel Anpassung der Pflanzen (-arten) prüfen 
  • Wind, Rückschnitt, Auslichtung: 1x- bis 2-mal jährlich, besonders bei stark wachsenden Arten wie wilder Wein

Warum sich der Aufwand lohnt

Mikroklima, Dämmung, Schallschutz, Wohnqualität und Nachhaltigkeit: Eine Fassadenbegrünung hat viele Vorteile, für Auftraggeber und ausführende Betriebe.

  • Positiver Preis‑Nutzen: Kosten amortisieren sich durch Energie­ersparnis, nachhaltige Gebäudewerte und Fördergeld.
  • Gesundheit & Qualität: Mehr Wohlfühlfaktor für Nutzer – und jede Menge Pluspunkte fürs Image handwerklicher Planungsleistung.
  • Zukunftsfähig: Begrünung ist nicht nur Trend, sondern klimapolitische Notwendigkeit – handwerkliche Vorreiter verschaffen sich Wettbewerbsvorteil.
  • Langfristverträge: Die Kombination mit Dämmung, Renovierung schafft Synergien – Wartung, Pflegeverträge und Brandschutzcheck sorgen für wiederkehrendes Einkommen.

>>Tipp: Für maximale Qualität und damit Qualifizierung sorgen: Schulungen via FLL, BuGG, ZVDH nutzen.

>>

>>Praxistipp:

Komplettpaket anbieten: Begrünung + fest montierte Kletterhilfe + automatisches Bewässerungssystem + Pflegevertrag inkl. jährlicher Brandschutzkontrolle. Mit Lebensdauer, Sicherheit und werthaltiger Investition argumentieren

Quick Check: So läuft die Umsetzung

Ein grünes Bauprojekt folgt einem klar strukturierten Ablauf, der alle relevanten Fachbereiche integriert – von der Planung bis zur langfristigen Pflege:

 1. Kick-off & Planung

  • Gebäudeklasse, Nutzung und Genehmigungsbedarf prüfen
  • Abstimmung mit Statik, Brandschutz und Bauherr
  • Pflanzensystem und Substrataufbau festlegen
  • Bewässerungskonzept und Pflegeplan entwerfen

2. Systemwahl & Detailplanung

  • Auswahl des passenden Begrünungssystems (klassisch, Gerüst, Living Wall)
  • Brandschutzbewertung durchführen
  • Materialeinsatz, Abstandsvorgaben und Brandsperren definieren
  • Sensorik und Automatisierung (z. B. Bewässerung) planen

3. Montage & Technik

  • Fachgerechte Montage aller Komponenten
  • Abdichtung, Isolierung und Untergrundschutz sicherstellen
  • Rankhilfen, Drähte, Substrat und Technik korrekt installieren
  • Brandschutzelemente exakt positionieren

4. Inbetriebnahme & Übergabe

  • Funktionstest der Bewässerung und Technik
  • Kontrolle der Brandschutzmaßnahmen und Zugänglichkeit
  • Schulung des Pflegepersonals
  • Übergabe des Wartungs- und Pflegeplans

5. Pflege & Langzeitkontrolle

  • Quartalsweise Pflegeeinsätze (Rückschnitt, Reinigung, Kontrolle)
  • Schädlingskontrolle und Ersatzpflanzungen bei Bedarf
  • Periodische Brandschutzkontrollen (ggf. Drohne für Fassaden)

Quellen:

Baunetzwissen.de Gebaeudegruen.info 
Baufachinformation.deFeuertrutz.de

>>Hinweis:

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