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Rechnen sich Kleinaufträge?

Viel Bedarf, aber keine vollen Bücher

Wenn die Auslastung schwächelt, klingt die Idee verlockend: Lücken mit vielen kleinen Einsätzen füllen. Doch Kleinaufträge können schnell zum Rendite-Killer werden. Dieser Beitrag zeigt, wie Handwerksbetriebe systematisch prüfen, ob sich ein Auftrag lohnt – und welche Stellschrauben Kleinaufträge profitabel machen.

Die Auftragslage bleibt heterogen. Laut ifo-Umfragen meldeten im Juli 2025 gut 36,7 Prozent der Unternehmen in Deutschland fehlende Aufträge – ein Wert deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Besonders im Bau sprachen selbst bei leichter Besserung weiterhin viele Firmen von Auftragsmangel. Für manche Betriebe ist das der Anlass, vermehrt Kleinaufträge anzunehmen – ohne zu prüfen, ob diese die Kosten decken. Der Markt ist angespannt, die Fixkosten laufen weiter. Umso wichtiger ist ein schneller Auftragscheck, der in Minuten Klarheit bringt: annehmen, bündeln, pauschalieren – oder absagen.

Was Kleinaufträge teuer macht

Wege- und Rüstzeiten dominieren bei Kurz-Einsätzen: Terminabstimmung, Fahrzeug beladen, Anfahrt, Parkplatzsuche, Fehleranalyse vor Ort, Abrechnung – oft alles für 30 bis 60 Minuten tatsächliche Arbeitszeit. Diese transaktionsnahen Zeiten sind echte Kostenzeiten, die in die Kalkulation gehören. Zur Einordnung hilft der Blick auf typische Stundensätze: Viele Betriebe kalkulieren netto zwischen etwa 60 € und 85 € pro Stunde, zuzüglich Umsatzsteuer. Ein Wert, der sowohl Lohn als auch Lohnnebenkosten, Gemeinkosten und Gewinn widerspiegelt.

>>Faustregel:

45 Minuten Arbeit + 30 Minuten Fahrt/Rüstzeit = 1,25 Stunden × 70 € = 87,50 € zzgl. Material. Ohne Anfahrts-/Rüstzeit im Preis landet der Auftrag unter den Kosten. Eine saubere Erfassung sorgt zumindest für einen positiven Deckungsbeitrag.

Nicht Umsatz – sondern Deckungsbeitrag entscheidet

Kleinaufträge sind dann sinnvoll, wenn sie mindestens die variablen Kosten decken und zur Deckung der Fixkosten (Arbeitszeit inkl. Fahrt-/Rüstzeit, Material, Fremdleistungen) beitragen. Erst wenn der Deckungsbeitrag die anteiligen Fixkosten übersteigt, verdient der Betrieb Geld.

>>Merke:

„Zu billig“ heißt oft „negativer Deckungsbeitrag“. Gerade bei kleinvolumigen Servicejobs greifen die allgemeinen Geschäftskosten stark zu – Büro, Disposition, IT, Miete, Versicherungen. Verzögerungen, Nacharbeiten und Zweitfahrten erhöhen das Risiko, dass der Deckungsbeitrag wegschmilzt. Saubere Vor- und Nachkalkulation sind daher Pflicht.

Ohne Transparenz geht’s nicht: Fahrt, Zeit, Pauschalen

Fahrtzeit ist Arbeitszeit und rechtlich zulässig, wenn vertraglich vereinbart beziehungsweise transparent kommuniziert. Alternativ zur minutengenauen Abrechnung ist eine Anfahrtspauschale möglich. Wichtig: Entweder Pauschale oder Einzelpositionen abrechnen, alles andere ist intransparent und rechtlich heikel. Und: Der Kostenvoranschlag ist nur dann vergütungspflichtig, wenn das vorab ausdrücklich vereinbart wurde. Sprich diese Punkte gehören gleichermaßen in das Angebot (AGBs) und in die Auftragsbestätigung.

>>Gut kalkulieren:

Ringe um den Betriebsstandort (z. B. 0–5 km / 5–10 km / 10–20 km) mit klaren Pauschalen definieren, so bleiben Angebote schlank und Erwartungen klar.

Mindestauftragswert und Einsatzpauschale

Ein Mindestauftragswert oder eine Einsatzpauschale (inkl. x Minuten Arbeitszeit und Anfahrt) verhindert, dass Aufträge mit sehr kurzer Arbeitszeit unter das Kostenniveau fallen. Kalkulatorisch wird damit ein Teil der Fix- und Transaktionskosten abgesichert. In der Kommunikation an Privatkunden haben sich Servicepakete wie „S/M/L” mit enthaltenen Leistungen bewährt, beispielsweise „inkl. Anfahrt im 10-km-Radius und 30 Minuten Arbeitszeit“.

>>Rechtliche Mindestanforderung:

  • Preisbestandteile vorab nennen
  • keine Mischkalkulation aus Pauschale und Einzelabrechnung derselben Kosten

Zahlen greifbar machen:
Kalkulationsbeispiel für den Einsatz „Thermostat prüfen/ersetzen“ – Region X

  • Zeitannahme: 30 Minuten Arbeit + 25 Minuten Fahrt + 10 min Organisation/Abrechnung = 1,08 Stunden Aufwand
  • Stundenverrechnungssatz (Beispiel): 70 Euro netto ⇒ 75,60 Euro Zeitkosten
  • Material & Kleinteile: 18 Euro im Einkauf ⇒ mit üblichem Aufschlag kalkulieren
  • Erlösvarianten:
    1. Ohne Pauschale: Abrechnung nach Zeit + Material ⇒ Deckungsbeitrag klein, Preisdiskussion wahrscheinlich
    2. Servicepaket S: Einsatzpauschale 89 Euro inkl. 30 Minuten Arbeit + Anfahrt (10 km), darüber Zeit nach Aufwand ⇒ klarer Preisanker, weniger Diskussion
  • Entscheidung: Den Auftrag nur dann annehmen, wenn Deckungsbeitrag ≥ Fixkostenanteil (betriebsspezifisch). Noch besser: Den Auftrag in einer Tour mit zwei weiteren Kleinaufträgen bündeln.

>>Hinweis: Die Zahlen sind beispielhaft; der maßgebliche Stundensatz und Fixkostenanteil ergeben sich aus der individuellen Kalkulation. Orientierung zur Zusammensetzung eines marktüblichen Stundensatzes liefern die Handwerkskammern vor Ort.

Bündeln statt hecheln – Tourenplanung ganz groß

Der größte Hebel gegen teure Wegezeiten ist das sogenannte Clustering, um aus Kleinstjobs eine wirtschaftliche Tour zu machen und so den Deckungsbeitrag pro Stunde zu erhöhen.

>>Ein Beispiel:

  • Routen- und Slot-Management: Gebündelte Servicefenster (z. B. „Dienstag 13-17 Uhr“ in PLZ-Bereich X).
  • Material-Ready: Checklisten für Standardfehler/Ersatzteile vermeiden Zweitfahrten.
  • Zweitnutzen heben: Vor-Ort-Check (Sichtprüfung, Filter, Dichtungen) schafft Zusatznutzen und Folgegeschäft – ohne Zusatzfahrt.

Stammkundschaft zuerst – mit Paketen denken

Bestandskunden sollten stets priorisiert werden. Gründe dafür sind kürzere Abstimmungszeiten und planbarere Folgeaufträge.

>>Tipp:

Service- und Wartungspakete mit Jahrespreis glätten die Auslastung und senken Angebots- und Rechnungskosten, da sie weniger Einzeltransaktionen und damit weniger Verwaltungsaufwand erfordern. Bei Neukunden können Mindestauftragswert beziehungsweise Einsatzpauschalen und Vorkasse-Optionen das unmittelbare Risiko begrenzen.

Der 5-Minuten-Auftragscheck

  • Zeiten realistisch? Arbeits-, Fahrt-, Rüst-, Abrechnungszeit erfassen (inkl. Telefon & Dispo).
  • Stundensatz passt? Individuellen Stundenverrechnungssatz ansetzen (nicht den Lohn!) – Referenz: 60 bis 85 Euro netto sind vielerorts üblich.
  • Deckungsbeitrag prüfen: Erlös (inkl. Pauschalen) – variable Kosten ≥ 0? Genug Puffer für Fixkostenanteil?
  • Bündelung möglich? Tourenplanung / Zeitfenster / Materialliste.
  • Regelwerk klar? AGB/Angebot mit Anfahrts- & Zeitregel sowie Kostenvoranschlag-Hinweis.
  • Kommunikation: Transparenten End-to-end-Preis nennen (Pauschale oder Einzelpositionen).

Der Auftrags-Check fällt positiv aus, der Auftrag wird angenommen? Dann helfen folgende Aspekte für ein klares Erwartungsmanagement dabei, Streit zu vermeiden:

  • Kostenvoranschlag: Nur bei vorheriger Vereinbarung gegen Honorar – sonst kostenlos anbieten. Immer klar machen, was enthalten ist (z.B. Anfahrt, Diagnose, Demontage).
  • Fahrtzeit/Fahrtkosten: Sind zulässig, aber müssen vorab transparent kommuniziert werden. Auf Pauschale oder Einzelabrechnung festlegen, beides geht nicht.
  • Notdienste/Zuschläge: Außerhalb üblicher Zeiten sind Zuschläge branchenüblich – auch das gehört in AGB und Angebot.

>>Hinweis:

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